Gerichts- und Gefängnisgebäude

Koordinaten: 55.709756 21.127383

Objektadresse: Jūros Strasse 1, Klaipeda, Litauen

Gemeinde: Klaipėda

Das erste Gericht und Gefängnis von Memel (heute Klaipėda) wurde in der Burg errichtet. Hier befand sich auch das „Hauptquartier“ des Henkers.

Bei den Stadtwachen und an den Stadttoren gab es Arrestzellen, Bürgergehorsam genannt. Nach dem großen Stadtbrand von 1854 wurde im Jahr 1857 für einen großen Gerichts- und Gefängniskomplex ein Grundstück in der neu verlegten Holzstraße (heute: Naujoji uosto) erworben und im Jahr 1862 ein 5000 Quadratmeter großes, U-förmiges Backsteingebäude errichtet. In den Fassaden dominieren strenge, „offizielle“ Elemente, die damals typisch für solche Bauten waren. Der Steinsockel, vergitterte Fenster und der Zaun aus Mauerwerk und geschmiedeten Metallgittern rund herum lassen das Gebäude etwas düster wirken. Die neogotische Hauptfassade ziert ein gestufter Giebel mit einem kleinen, kreisförmig gemusterten Fenster. Das Gebäude ist durch ein verziertes Gesims zwischen dem ersten und zweiten Stockwerk horizontal in zwei Teile geteilt.

Im mittleren Teil des symmetrisch aufgeteilten Gebäudes befand sich das Geschworenengericht, auf der rechten Seite waren verschiedene Einrichtungen des Gerichts untergebracht und die linke Seite beherbergte die Gefängniszellen. Seit 1885 wirkte hier das Königliche Kreisgericht. Im Inneren war das Gebäude einfach gebaut: Die Decken der Keller, Gänge und Büros hatten Metallträger, die die Ziegelsegmentgewölbe hielten. Im Jahr 1898 wurde der Komplex erweitert. In einem Anbau wurden Wohnungen, ausgestattet mit Kanalisation und anderem Komfort für die Gefängniswärter eingerichtet, im separaten Sektor brachte man ein Frauengefängnis unter. Außerdem richtete man einen Innenhof ein, um den Häftlingen Hofgang zu ermöglichen, und eine Werkstatt.

1945 wurde der Gefängniskomplex von den Sowjets übernommen und in das sowjetische Gefängnissystem eingegliedert. Das Gefängnis Klaipėda erhielt die „ehrenvolle“ Nummer 2, die Nr. 1 war das Gefängnis Lukiškės. Im Gebäude brachte das sowjetische Ministerium für Staatssicherheit 1945-1960 das MGB-Gefängnis Nr. 2 der Sowjetrepublik Litauen unter. Hier wurden festgenommene Partisanen, ihre Verbindungsleute, Unterstützer sowie Zivilisten inhaftiert und verhört. Das Gefängnis Klaipėda war bis 1960 in Betrieb, danach zog die Miliz ein und nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Litauens das Polizeikommissariat des Bezirks Klaipėda.

Heute erfüllt dieser Prachtbau seine ursprüngliche Funktion nicht mehr: Im Jahr 2015 zog das Polizeikommissariat des Bezirks Klaipėda vom ehemaligen Gerichtsgebäude in die Kauno Straße um, und der Komplex wurde der Litauischen Staatsimmobilienbank übergeben. Zunächst hatte man vor, den Komplex Künstlern zu überlassen, dann entschied man jedoch, Gerichte in diesen Gebäuden unterzubringen. Das Objekt ist nur von außen zu besichtigen. Es kursieren Gerüchte, dass es im Gebäude spukt: Im Gerichtsaal kann man angeblich Stimmen hören, in den Gängen Schritte und das Quietschen der Türen.

Im Jahr 2017 wurde am Gebäude eine Gedenktafel für Jurgis Arnašius (1872-1934) enthüllt, der in diesem Gebäude als Dolmetscher und Übersetzer gearbeitet hat. Er war Unterzeichner des Aktes von Tilsit, Redakteur litauischer Druckerzeugnisse und Verbreiter der litauischen Presse.

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