Gebäudekomplex des Schmalspurbahnhofs

Koordinaten: 55.719701 21.135794

Objektadresse: S. Nėries Strasse 16A, Klaipeda, Litauen

Gemeinde: Klaipėda

Das einstöckige Gebäude aus rotem Backstein beherbergte vor hundert Jahren das Empfangsgebäude der Schmalspurbahn Klaipėda (Memel). Die Schmalspurbahn hieß Memeler Kleinbahn und wurde bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs als Regionalbahn im Memelgebiet betrieben. Bereits 1894 machte man sich Gedanken über eine Schmalspurbahn in der Umgebung von Memel. Die Bauarbeiten begannen 1898 und am 22. Oktober 1906 waren drei Strecken der Schmalspurbahn (Spurbreite 1000 mm) fertig.

  • Klaipėda/Memel – Klemiškė/Clemmenhof – Dovilai/Dawillen – Pėžaičiai/Pöszeiten (34,8 km)
  • Klemiškė/Clemmenhof – Plikiai/Plicken (10,1 km)
  • Dovilai/Dawillen – Laugalai/Laugallen (4,6 km).

Diese Strecken (und ab 18. August 1904 auch die elektrische Straßenbahn der Stadt) wurden von der 1904 gegründeten „Memeler Kleinbahn-AG“ betrieben. Für die Schmalspur waren 2 Elektroloks, 5 Dampflokomotiven, 8 Personenwagen, 3 Gepäckwagen und 78 Güterwagen vorhanden. Es gab nur wenige Passagiere. Mit den Waggons transportierte man Schnittholz aus dem Sägewerk Pöszeiten und die Produkte der Kalkfabrik Dawillen. Die Elektroloks waren in der Stadt im Einsatz, sie nutzten die Straßenbahngleise auf der Strecke bis Smeltė/Schmelz.

Als 1923 das Memelgebiet/Klaipėdos kraštas an Litauen angegliedert wurde, gehörte die Bahn der Stadt Klaipėda und wurde von der Ostdeutschen Eisenbahn-Gesellschaft betrieben. Noch im selben Jahr wurden die Schmalspurschienen bis zur Gasanstalt und zum Schlachthof verlegt. Nach dem Krieg wurden die Bahngleise abgebaut und das Gebäude des Schmalspurbahnhofs wurde anderweitig genutzt.

Der Gebäudekomplex des Schmalspurbahnhofs wurde 1900-1905 unter der Bauleitung von Paul Richter aus Ragnit gebaut. Der Komplex besteht aus drei zusammengeschlossenen Bauten und hat einen quadratischen Grundriss: Das Lagerhaus- und das Bahnhofsgebäude sind einstöckig und das Verwaltungsgebäude hat zwei Stockwerke. In den Bauten spiegeln sich Materialstil-Elemente wider. Im Mauerwerk der Gebäude wurden rote Backsteine mit verputzten Flächen kombiniert. Das Verwaltungsgebäude ist zweigeschossig und hat eine große Mansarde mit einem Gambrel-Dach (Bordsteindach). Das Lagerhaus hat ein Satteldach, seine Aufteilung ist symmetrisch und sein Grundriss rechteckig. Die Bauten wurden in den Jahren 1947-1952 umgestaltet, darin wurden Wohnungen eingerichtet, manche Räumlichkeiten wurden auch anderweitig genutzt.

Dieser Komplex ist ein wertvolles architektonisches Beispiel der funktionellen Gestaltung der Bahnhofsgebäude aus dem Anfang des 20. Jh.s Er ist wichtig auch in städtebaulicher Hinsicht. Seit 2011 beherbergt das dunkelrote, einstöckige Backsteingebäude des Komplexes das Restaurant „19. Jahrhundert“. Die Besitzer des Restaurants haben es im Außenbereich mit der Bronzeskulptur „Weichensteller“ des Bildhauers Klaudius Pūdymas geschmückt. Heute gibt es in Klaipėda keine Kleinbahn. Es ist aber möglich, die Schmalspurbahn in Panevėžys zu fahren oder in Anykščiai, wo sich ein Schmalspurbahn-Museum befindet.

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