Handwerkerheim

Koordinaten: 55.717551 21.134583

Objektadresse: S. Nėries Straße 2, Klaipeda, Litauen

Gemeinde: Klaipėda

Am Anfang der S. Nėries Straße steht das ehemalige Heim für alte Handwerker. Die seit der Sowjetzeit nach der litauischen Dichterin Salomėja Nėris benannte Straße hieß bis zum Zweiten Weltkrieg Bahnhofstraße. Sie wurde um 1875 angelegt, als die Eisenbahn Klaipėda erreichte. Im Jahr 1881 wurde am Ende der Straße ein Bahnhofsgebäude errichtet. Anfang des 20. Jh.s wurden an der Straße das Königliche Lehrerseminar und das Schmalspurbahngebäude gebaut und – aus Spenden wohlhabender Bürger finanziert – ein Handwerker- und ein Frauenheim.

Laut dem Klaipėda-Historiker Jonas Tatoris wurde das Handwerkerheim vom Stadtmagistrat aus dem Nachlass der Kaufleute Wilhelm und Heinrich Pietsch 1904 an der heutigen S. Nėries Straße 2 gebaut. Es ist ein zweistöckiges, rechteckiges Gebäude mit zwei Eingängen von der S.-Nėries-Straße und durch die Anbauten von der Hofseite. Es handelt sich um Durchgangsräume, nach Osten und Westen ausgerichtet, die Aufteilung beider Stockwerke ist gleich. In den Fassaden ist rotes Backsteinmauerwerk mit verputzten Flächen und Betondetails kombiniert. In diesem Gebäude wurden zum ersten Mal in der Stadt Betonfertigteile (Gesims, Stürze etc.) verwendet. Das Gebäude schmücken in die Mauer eingeritzte Konterrelief-Ornamente, Metallanker mit aufwendigen Pflanzenmustern und ein Fahnenhalter. Durch die Stürze aus hellem Beton, die Fensterbänke und andere Details wirkt die Hauptfassade bunt.

Im Lauf der Zeit gab es viele Pflegeunterkünfte in Memel (dem heutigen Klaipėda): Heime für obdachlose Kinder, Arme und auch für hilfebedürftige, wohlhabende Bürger. Litauer und Deutsche wurden meist getrennt in städtischen Notunterkünften untergebracht. Das wahrscheinlich älteste bekannte Bedürftigenheim wurde im Jahr 1715 eingerichtet.

Neben dem Handwerkerheim wurde in den Jahren 1910-1912 ein dreigeschossiges, unterkellertes Mauergebäude für eine Frauenpension hergerichtet (S. Nėries g. 4). In diesem Frauenheim wurde nach dem Zweiten Weltkrieg der KGB untergebracht. In den Kellern des Gebäudes richtete man Zellen ein, wo Verhöre und Folterungen stattfanden. Es wird behauptet, dass mehr als achttausend Inhaftierte im Zeitabschnitt 1945-1954 in diesen Zellen gefangen gehalten wurden. Zurzeit befinden sich in beiden Gebäuden Büros der Territorialzollverwaltung. Im Haus S. Nėries Straße 4 ist eine Widerstands- und Deportationsausstellung eingerichtet. Da sich das Museum auf dem Zollgelände befindet, ist eine Besichtigung nur nach telefonischer Terminvereinbarung unter der Nr. +37 046 410527 möglich.

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