Die evangelisch-reformierte Kirche in Klaipėda

Koordinaten: 55.708127 21.137001

Objektadresse: Tiltų Strasse 19, Klaipeda, Litauen

Gemeinde: Klaipėda

Die Reformatoren ist eine Abzweigung des Protestantismus, die Nachfolger der Lehre von Johannes Calvin, die aus 7 Sakramenten der römisch-katholischen Kirche nur zwei anerkennen – Taufe und Kommunion. Die Reformatoren entstanden Anfang des 16. Jahrhundert in der Schweiz, verbreiteten sich in den USA, in Holland, Schottland, Ungarn, Deutschland. In Kleinlitauen entstanden die ersten Gemeinden der Reformatoren in der Mitte des 16. Jahrhunderts, und in Klaipėda begann sich der Glaube der Reformatoren im 17.Jahrhundert zusammen mit den Immigranten – schottischen, holländischen, französischen Händlern und Handwerkern – zu verbreiten. Als gleichberechtigte Gemeinschaft der Christen wurden die Reformatoren erst in 1645 anerkannt, unter der Herrschaft des Fürsten Friedrich Wilhelm. Zuerst gab es nur einige Familien der Reformatoren in der Stadt. Die Gottesdienste der Reformatoren in Klaipėda wurden offiziell seit 1667 gehalten. Zu diesem Zweck wurde in 1669 das Haus gekauft, das durch den Brand in 1678 niederbrannte. Nach dem Brand wurden die Gottesdienste der Reformatoren eine Zeit lang in der Burgkirche gehalten, bis das Grundstück gegenüber der Hl.-Jakobus-Kirche der Litauer gekauft wurde. In der heutigen Tiltų Straße wurde die Kirche der Reformatoren in 1683 gebaut. Das war die erste in Preußen speziell für diese Konfession entworfene Kirche. Das Gebäude war klein, mit dem Türmchen. Der erste Geistliche, der auf die Einladung der Gemeinde der Reformatoren in Klaipėda ankam, war Jonas Vendelinas de Rodemas aus Königsberg. Von 1668 bis 1670 war Petr Figulus Jablonský aus Böhmen (Tschechien) als Priester in Klaipėda tätig. Dieser Priester arbeitete ständig in Klaipėda, er bediente auch die Gemeinden der Reformatoren in Liepaja und Tilsit. Sein Sohn Ernst Daniel Jablonský studierte in Frankfurt an Oder und an der Universität Oxford, wurde zum Prediger des Königlichen Palastes Preußens und zum Gründer der Akademie der Wissenschaften Preußens sowie zum Präsidenten dieser Akademie. In der reformierten Kirche von Klaipėda arbeitete der Priester Adam Samuel Hartmann, der an der Universität Oxford die Dissertation promoviert hat, auch Conrad Mel, der erste Professor der Universität Königsberg, Reformator, Mitglieder der Akademie der Wissenschaften. In 1725 wurden der Friedhof der Gemeindemitglieder und die Schule auf die Initiative des Priesters, später des Bischofs Diederich Balleer, neben der Kirche, in der Umgebung der Straße Grįžgatvio gegründet. Der Friedhof hatte den Plan des unregelmäßigen Rechtecks und war mit der Hecke bepflanzt. In 1851 wurde der Friedhof vernichtet, hier wurde die Stadtschule gebaut, die später zum Eigentum der Gemeinde der Juden überging.
Während des Siebenjährigen Kriegs (1756-1763) wurde die Kirche durch die Artillerieschüsse beschädigt, deshalb wurden die Gottesdienste eine Zeit lang in der St.-Johannes-Kirche und im Saal der Mädchenschule gehalten. In der Mitte des 18.Jahrhnderts gehörten etwa 500-600 Personen der Gemeinde. Der bekannteste Prediger war damals Christoph Ludwig Cochius. 1779-1782 wurde die neue, mit dem Mansardendach gedeckte Kirche, die die Züge des Barocks hatte, am Ort der alten Kirche gebaut. In 1835 wurde die Kirche durch die in Königsberg hergestellte Orgel der Firma Scherweit geschmückt.
Durch den großen Brand in 1854 brannte die Kirche nieder. Auf die Anordnung des Königs Friedrich Wilhelm IV. bereitete der Architekt F. A. Stüler den Entwurf des Wiederaufbaus der reformierten Kirche in Klaipėda. Unter Anwendung der erhalten gebliebenen Teile der alten Mauer wurde die reformierte Kirche in 1859-1861 wiederaufgebaut. Der Autor verlieh dem Gebäude die Züge des italienischen romanischen Stils, die teilweise an die Kirchen von Verona und Modena erinnerten. In der Fassade der neoromanischen Kirche wurden die geputzten Flächen mit den Flächen natürlicher Ziegeln übereingestimmt, die Fassade wurde durch das Bogengesims und das runde Fenster – Fensterrose – geschmückt. Der majestätische viereckige Glockenturm stand neben der Kirche. Er bestand aus drei Teilen: der massive Sockel, der in vertikalen Lisenen geteilte mittlere Teil und das Pyramidendach des achteckigen Plans. Die Türme der St.-Johannes-Kirche und der reformierten Kirche waren als Orientierungspunkte und Navigationszeichen. Ihre Bilder findet man auf den Seelandkarten. Im Turm gab es drei Glocken – für Schule, Brandschutz und Gottesdienste. Die Brandschutzglocken der St.-Johannes Kirche und der reformierten Kirche klangen in einem Ton. Es gab auch eine Uhr. Das Innere der Kirche war einfach und schlicht. Der Tisch Gottes (Altar) befand sich in der Apsis, deren Fenster mit Glasmalereien dekoriert wurden, die den segnenden Christus darstellten. Bis 1935 wurde die Kirche mit den Gaslaternen beleuchtet, später mit Strom. Die während des Zweiten Weltkriegs beschädigte Kirche wurde in der Sowjetzeit abgebaut. Die Gemeinde der Reformatoren hatte keine Möglichkeit bis zum Wiedererlangen der Unabhängigkeit, ihre Tätigkeiten zu vollziehen.
Seit 2001 versammelt sich die Gemeinde der Reformanten von Klaipėda in der Evangelium-Kapelle der Universität Klaipėda (H. Manto Str. 84). Die Gemeinde leitet der Pfarrer Tomas Sakas.
Unter der Adresse Tiltų Str. 19 steht heute (2017) ein gewöhnliches Wohnhaus mit den im Erdgeschoss eingerichteten Kommerzräumen.

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